Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
20Apr/10Off

Von Freiburg nach Istanbul

Es regnet, als ich am frühen Morgen vom Muezzin geweckt werde, der zum ersten Morgengebet ruft. Durch den Dunst fällt mein Blick auf die Hagia Sophia, die sich so nah und gewaltig vor unserem Hotel erhebt, als ob ich in Freiburg von der Stadtbibliothek auf das Münster schauen würde. Drei Tage sind wir hier in den stilvollen Ayasofia Konaklari untergebracht, wo wir immer wohnen bei unseren Reisen nach Istanbul. Es handelt sich um ein Ensemble von unter Denkmalschutz stehenden historischen Holzhäusern, welche die kleine kopfsteingepflasterte Sogukcesme Caddesi säumen, die zwischen Hagia Sophia und Topkapi Palast verläuft.

Gestern noch hatten wir - wie die Tage seit der Abreise in Freiburg - herrlich sonniges Frühlingswetter. Überhaupt, die Abreise! Danke Euch allen, die sich Zeit nehmen konnten, um uns eine gute Reise zu wünschen, genauso wie denjenigen, die uns per Email, SMS und guten Gedanken einen guten, stress- und störungsfreien Verlauf der Reise wünschten! Der Start war aufregend und rührend - und ich wünsche mir nichts mehr, als dass wir uns alle im Sommer gesund wiedersehen können.

Hier ein kurzer Abriss der vergangenen Tage: In Neuenburg und in Basel hatten wir weitere Zustiege, in Neuenkirch bei Luzern gab es die erste Pause, eine weitere in Bellinzona, und dann waren wir schon in Italien, um einen ersten, richtigen Cappuccino zu trinken! Ankunft in Venedig war pünktlich wie geplant um 18 Uhr. Direkt vis-à-vis vom Hotel am Campo dei Tolentini – in der "besten Kneipe von Venedig" (so die Aussage von Lieni, einem unsere lebenserfahrenen Mitreisenden aus der Schweiz), sie heißt "Bacareto da Lele" – gab es den Apéro! Ich würde sagen: Der Lieni untertreibt sogar noch. Ehrlich!

Am nächsten Morgen unternahmen wir einen kleinen Rundgang zum Markusplatz, und genau in dem Moment, als wir uns der Gondelanlegestelle am Markusplatz näherten, fuhr unsere "Europa Palace" der Minoan Line vorbei in den Hafen, wo sie uns ein paar Stunden später aufnahm. Die Überfahrt nach Igoumenitsa in Nordgriechenland war ruhig - sehr ruhig, so wie sich unsere Überfahrten nach Griechenland fast immer gestalten. Eine Nacht an Bord...

Schon gegen zwölf, also ganz pünktlich nach Fahrplan, saßen wir wieder im Bus. In Dodona, eine gute Stunde später, suchten wir das älteste Zeusheiligtum auf, um uns wie die Alten aus dem Rauschen der Eiche die Zukunft weissagen zu lassen... Ich gebe zu, der Kaffee war genauso wichtig. Auf der mittlerweile fertiggestellten neuen Autobahn, die hier Egnatia Odos heißt und entlang der alten Verbindungsstraße von Byzanz nach Rom, der Via Egnatia, ging es quer durch den Balkan. Viel, viel schneller als ich gedacht hatte, ging es! Vor einem halben Jahr noch hatte ich auf der alten Landstraße gute zwei Stunden mehr gebraucht. So trafen wir in Thessaloniki so früh ein, dass wir erstens noch ein kleine Runde durch die Stadt drehen konnten, und zweitens viel Zeit hatten, uns bei einem Ouzo vor dem Abendessen ein bisschen näher kennenzulernen.

Die Einreise in die Türkei am Tage darauf verlief problemlos - schwierig war es dagegen, in Istanbul zum Hotel im historischen Zentrum zu kommen, da die Straßen, die ich früher befahren konnte, teilweise gesperrt waren und es großer Überredungskünste bedurfte, bis uns die Polizei schließlich - gegen alle Vorschriften - die letzten Meter zum Hotel passieren ließ.

Gestern besuchten wir den Topkapi Palast, neben dessen Eingang der Bus die meiste Zeit unter den Augen der schwer bewaffneten Palastwache parkte. Danach fuhren wir hinaus in den Stadtteil Eyüp. Die Eyüp-Moschee – letzte Ruhestätte von Mohammeds Fahnenträger - ist der wichtigste muslimische Wallfahrtsort Istanbuls und der Türkei. Oberhalb der Moschee, am Hügel von Eyüp, der auch ein großer Begräbnisplatz der Stadt ist, fanden wir den Aussichtspunkt über das Goldene Horn, an dem der Schriftsteller Pierre Loti vor rund hundert Jahren viele Stunden der Muße verbrachte - sowie ein Teehaus für eine Pause.

Egal, wo wir mit dem Bus auftauchen, immer werden wir gefragt, wann wir zurück nach Deutschland fahren und ob wir noch ein Plätzchen frei hätten! Ob wir uns durch die engen Gassen Sultanahmets quälen, bei der Galatabrücke an einer roten Ampel zum Stehen kommen oder am Markplatz warten: Immer kommen Menschen auf uns zu, halten uns an, klopfen an die Tür: Sie alle wären froh, sie könnten mitfahren - nicht nach Shanghai, sondern nach Deutschland, in die Schweiz, nach Frankreich oder Italien. Bis zu 500 Euro werden derzeit bezahlt für einen Platz in einem Bus von hier nach Deutschland: Nichts geht mehr, weder nach Westen noch nach Norden. Nicht mehr ausgelacht wird man derzeit als mit dem Bus Reisender - sondern beneidet!

Vorgestern Abend - nach unserer Ankunft - haben wir uns noch Sorgen gemacht, mittlerweile geht es uns aber wieder gut: Eine Reiseteilnehmerin hatte sich eine Kopfverletzung zugezogen, als sie das Fenster ihre Zimmers öffnete und hatte die Nacht zur Kontrolle im Krankenhaus verbringen müssen. Aber alles ist gut und es besteht keinerlei Grund mehr zur Sorge! Sie ist wohlauf und macht wieder alles mit. Heute Morgen haben wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Umgebung des Hotels besichtigt, das Hippodrom, die Sultanahmet (blaue) Moschee, die Hagia Sophia und die Zisternen von Istanbul, der Nachmittag ist frei, und der Regen hat aufgehört, es ist trocken und warm. Die Stimmung in der Gruppe ist bestens - und morgen fahren wir weiter nach Kappadokien...

Viele Grüße
Hans-Peter Christoph

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Kommentare (0) Trackbacks (0)
  1. Schaut mal, wie ein Unbekannter in „SZ online“ zitiert wird:

    „Von Padua nach Hamburg per Zug, 15 Stunden statt anderthalb Stunden Flug. Ich habe selten eine so interessante Bahnreise erlebt. Verschiedenste Nationalitäten, jeder mit seiner Reisegeschichte, alle ungemein kontaktfreudig und ausgelassen. Und großes Staunen bei der Fahrt durch die landschaftlich so schöne Schweiz.“

    Da muss erst ein Vulkan mit unaussprechlichem Namen kommen, damit die Nicht-Avantis erfahren, was wir längst wissen… Gell?!

    Schöne Grüße nach Istanbul & überall
    Blogmasterin Sigrid

  2. Lieber Hans – Peter, wie war es denn in Istanbul mit der „Abkürzung“ zum Hotel und wie waren denn die Ausflüge in die kleinen Seitenstraßen von Thessaloniki diesmal ?

  3. Liebe Reisende!
    Ich bin Peter Baumann, der Bruder von Dr Tibor Baumann.
    Ich betrachte Ihre Reisen jeden Tag, und ich hoffe, dass alles gut klappt. Gute Reise!
    Mit freundlichen Grüssen! Peter Baumann aus Ungarn.

  4. Hallo, Ihr Globetrotter! Ich verfolge Euch per PC und finde das super-spannend.!
    Ich grüße alle AVANTI-Reisenden, vor allem die Rosi und auch die Inge , beide vom Alpenverein! Wünsche Euch und allen Mitreisenden und natürlich dem Chauffeur weiterhin gute Fahrt und viel Glück bei allem !
    Herzliche Grüße im Moment in die Türkei !
    Christa Judith

  5. Ein Traum für jeden Busfahrer/in, da wird man blass vor Neid!
    Gute Fahrt und viele tolle Erlebnisse.


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