Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
22Apr./10Off

Thessaloniki – Istanbul

18.04. Sonntag 
5. Tag Thessaloniki – Istanbul

Zunächst Fahrt an der Ägäis entlang, in der Ferne Blick auf Athos, wo das berühmte Kloster ist, in das Frauen nicht hineindürfen. Später, etwa eine Stunde vor der türkischen Grenze Fahrt durch Thrakien, wo noch eine Minderheit türkischstämmiger Griechen lebt, einträchtig mit den griechischstämmigen. Man sieht Dörfer, in denen der Kirchturm gleich neben dem Minarett steht.

Hier ist mal ein Wort über unsere ausgezeichnete Reiseleitung angebracht: Hans-Peter Christoph und Ina Jander. Ina ist mir schon aufgefallen wegen ihrer unglaublich durchdachten Reisevorbereitung für uns alle. Nicht nur die Besorgung der Visa mit Hindernissen, die sie alle irgendwie wundersam beiseite räumt, auch unsere Information mit genauesten Informationen über Geld, Klima, Kleidung, Sitten und Gebräuche in den Ländern, die wir besuchen werden, nebst einer ausführlichen Literaturliste, die sowohl Reiseliteratur als auch Belletristik enthält, lassen sich sehen. Auch unterwegs ist sie die liebevolle und gute Seele des Ganzen, hat für alle ein Ohr, kümmert sich in rührender Weise um Einzelwünsche oder -bedürfnisse. Hans-Peter ist der Chef des Reisebüros Avanti, das solche Busreisen organisiert. Er fährt selbst den Bus, und darin ist er ein wahrer Künstler. Mit traumwandlerischer Sicherheit manövriert er dieses Ungetüm durch Engpässe, durch die ich mich nicht einmal mit dem PKW trauen würde. Dann hängen wir alle an den Fenstern rechts und links: nur 2 bis 3 cm Abstand, da MUSS es doch zu Schrammen kommen. Aber nein, während wir den Atem anhalten, fährt er seelenruhig auch um Kurven, um die so ein Bus doch niemals kommen kann!

Das ist aber nicht alles: er ist nicht nur ein profunder Kenner der griechischen Geschichte und Mythologie, über die er uns unterwegs auch in Kenntnis setzt, sondern auch der Gegenwart und von Land und Leuten. Wir lernen Empörendes darüber, wie das Folgende: Da gibt es in Pylos einen reichen Fatzke, der es sich in den Kopf gesetzt hat, in dieser ökologisch hochsensiblen Gegend mit großem Wassermangel ausgerechnet einen Golfplatz zu bauen. Er kauft also so viele Grundstücke auf, wie er kann, aber einige der alteingesessenen Bauern weigern sich, zu verkaufen. Daraufhin beantragt er bei der EU nicht nur Fördermittel, sondern lässt das ganze auch noch als touristisch wertvolles Wirtschaftsprojekt erklären. Nun können diese Bauern enteignet werden, und die Wasserverschwendung, die ein Golfplatz und Touristenströme nach sich ziehen, wird diese einstmals wunderschöne Gegend versteppen lassen.

Das Passieren der Grenze in die Türkei ging zügig vonstatten, und langsam wandelte sich die gebirgige Landschaft in eine saftig grüne, leicht hügelige Landschaft mit den obligaten gelbblühenden Rapsfeldern. Aber manchmal stehen da mittendrin - und keineswegs etwa als Ausweitungen existierender Ortschaften - 20 bis 30 neue Häuser, mindestens sechsstöckig, ähnlich Landwasser, als es noch neu war. Ringsum nichts als Felder und Wiesen. HP erklärt: 65 Prozent der türkischen Bevölkerung sind unter 21 Jahren, und sie wächst. Da braucht es neue Ortschaften. Und die werden dann eben einfach mitten in die Pampa gesetzt. Abends um 7 kamen wir dann an unserem Hotel in Istanbul an. Aber dazu später.

Barbara Volhard

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