Inge Stagneth: Dogubayazit – Katarini
Wir finden fast problemlos unser Hotel, die erste Straße nehmen die in den Ort führt, endet mit einer Sperrung. Wir nehmen zwei junge Männer auf, die Alain den Weg weisen sollen. Doch für sie ist das Mitfahren im Bus das Wichtigste. Sie können nicht einschätzen, welche Straße der große, ausladende Bus fahren kann. Außerdem hat sich das Stadtbild seit unserem letzten Aufenthalt entscheidend verändert. Sämtliche Straßen zum Hotel sind aufgegraben und bekommen einen neuen Belag. Wir landen in einer engen Straße und müssen links abbiegen. Ein Taxi steht im Weg, doch bald schon kommt der Fahrer und fährt dieses weg. In der Kurve sind zwei Rinnen im Weg, die vom Dach des Hauses in die Straße ragen. Die beiden Mitfahrer staunen nicht schlecht, als Alain die Spiegel ganz einfach einklappt. Im Hotel Nuh sind wir schon fast daheim. Wir treffen uns zum Teetrinken und gehen in einen auf die noch fast im Rohbau befindliche Terrasse. Der Ararat ist in Wolken, schon bald regnet es ziemlich heftig. Der Berg hat kräftig Schnee verloren. Der kleine Ararat hat keinen Schneebelag mehr. Es ist großartig, wie die Menschen hier bestrebt sind, die Stadt zu sanieren. Wir genießen ein frühes Abendessen, treffen uns noch zu einem Bier in der Halle. Hier erfahre ich, dass der Scheff eine SMS geschrieben hat: Wir sollen morgen früh losfahren sollen, denn es liegen ca. 900 km vor uns bis Amasya. Fünf Uhr! Abfahrt. Frühstück im Bus. Ina und Verena gehen Proviant einkaufen.
Ein schöner Morgen begrüßt uns. Zwar will der Ararat sich nicht ganz zeigen doch dies tut unserer guten Laune keinen Abbruch. Wir kaufen noch frisches Brot fürs Frühstück. Ina macht Kaffee. Und kein Hotel der Welt kann das bieten, was wir hier haben. Wir frühstücken und draußen zieht der junge Morgen heran, die Sonne geht auf. Die Landschaft ist so schön, dass wir keinen Augenblick davon missen möchten. Der Tisch ist reich gedeckt mit Wurst, frischem Käse, Tomaten, Gurke, Marmelade, Butter, Oliven. Die Farbe Gold begleitet uns, gemischt mit grünen Tönen, die manchmal goldgrün aufleuchten. Wir fahren an einem Fluss entlang, hinauf in die Berge. Das Wasser leuchtet türkis, blau und bräunlich. Die Felsen stehen einmal eng, dann weiter. Es ist einsam hier. Das wilde Kurdistan. Kleine Dörfer grüßen mit ihren Minaretten. Wir staunen und schauen.
Wir kommen zügig voran. Alain fährt uns sicher und gut. Um 18.30 Uhr sind wir in unserem Hotel in Amasya. Ein wunderschönes kleines Hotel, liebevoll eingerichtet, so gemütlich und einladend. Levent, der charmante Chef heißt uns herzlich willkommen und ist ein wenig enttäuscht, dass Hans-Peter nicht dabei ist. Er organisiert den Shuttle, der uns zu einem Restaurant auf den Berg bringt, in welchem jeder gewesen sein muss, wenn er Amasya besucht hat. Unser Fahrer erzählt, dass er auf Besuch ist bei seinem Vater, dem das Restaurant gehört. Er ist Professor für Wirtschaft, gibt Seminare in Frankfurt und lebt in Kanada.
Wir können verstehen, dass man hier gewesen sein muss, als wir auf der Terrasse sitzen. Die 7.500 Jahre alte Stadt liegt am Fluss eingeschlossen von den Bergen. Gegenüber von uns, auf dem Berg eine mächtige Burg mit der türkischen Flagge. Darunter eine steile Felswand, in welche die Königsgräber persischer Könige eingegraben sind. Vierzehn Kulturen hat die Stadt in ihrer langen Geschichte erlebt. Es wird langsam dunkel und nacheinander gehen die Lichter an. Kein störendes, buntes Neonlicht, sondern ein mattes weiches Licht taucht die Stadt, die Burg und die Gräber in einen Traum. Nach dem Essen fährt der Professor uns auf einem ganz engen, steilen Sträßchen zurück ins Hotel. Unterwegs haben wir noch eine etwas aufregende Begegnung mit einem entgegenkommenden Auto...
Ziel: Istanbul
Gutes Frühstück auf der Terrasse. Abfahrt 8.30 Uhr.
Alle an Bord sind gut gelaunt und ausgeschlafen. Wieder eine Bilderbuchlandschaft. Hügel begrünt bis zu den Gipfeln. Bergwiesen mit blaulila Blumen, gelben Königskerzen. Herrlicher Wald, Wald, Wald. Pause auf einer guten Raststätte. Gestärkt geht es wieder auf die Autobahn, die viele Baustellen hat. Diese zwingen uns, langsam zu fahren. Ina strickt das dritte Paar Socken mit einer wunderbar bunten Wolle. Hochhäuser künden davon, dass wir bald Istanbul erreichen. Wir überqueren den Bosporus, die Grenze von Asien nach Europa. Ina hat ihren Platz neben Alain eingenommen und führt ihn nach der Karte zur Hagia Sophia, wo unser Hotel ist. Da haben wir uns plötzlich verfahren, haben die rechte, statt der linken Abzweigung genommen und sind auf einer kleinen Straße gelandet, die durch ein engeres Wohngebiet führt. Geht es an der nächsten Kreuzung nach rechts oder links, damit wir auf die Galata Brücke kommen? Alain fährt den Bus ganz nah an den Bordstein und hält an. Ina steigt aus und fragt zunächst den Polizisten auf Englisch nach den Weg, doch er geht der Antwort aus dem Weg und überquert die Straße. Es bildet sich ein kleiner Stau. Da kommt die Rettung in Form eines Taxifahrers, der Englisch kann. Er erklärt sich bereit, mit Ina zusammen im Taxi vor dem Bus herzufahren, um ihm den Weg zu zeigen. Vorsichtshalber notieren wir die Nummer des Taxis. Da ein Schild: Durchfahrt nur bis 3.70 Meter. Der Bus ist 3.90 Meter hoch. Der Taxifahrer fährt nach rechts, steigt aus seinem Wagen, läuft unter die Brücke, schaut und bedeutet Alain zu fahren. Alain sagt: „Kopf einziehen“ und wir sind durch.
Sehr freundliche Aufnahme im Hotel, Zimmer beziehen und dann ziehen wir vier los, zum Bazar, an der blauen Moschee vorbei, baden wieder in der Menge. Erstehen in einem Tausend-und-eine-Nacht-Lädchen drei Glaslampen, handgefertigt bei einem liebenswürdigen lustigen Mann, der uns ein gutes Lokal am Ende des Bazars empfiehlt. Wir sitzen oben auf der Terrasse mit Blick auf die große Moschee. Auf dem Weg zum Hotel setzen wir uns in den Park zum Leuteschauen. Wir könnten hierbleiben!
Heute letzte außereuropäische Ausreise, Ziel: Katarini
Frühstück auf der Terrasse. 9.00 Uhr Abfahrt. Ina führt uns wieder auf der Hauptstraße, und zwar auf dem schnellsten Weg. Autobahn, Landstraße, Meer, viele, viele badende Menschen , die wir ein bisschen beneiden. Schneller Grenzübertritt. Auf den letzten Metern zu unserem Hotel steht Hans-Peter mitten auf der Straße, braungebrannt und stoppt den Bus. Freudige Begrüßung. Für ihn war es auch sehr aufregend, zu verfolgen, wie wir unterwegs waren. Lisa, die Führerin in Griechenland, ist mit ihrem Mann auch da, und beim Abendessen erzählen wir unsere Erlebnisse und begießen unsere heile Ankunft.
Meer, Meer, Meer, wir baden, faulenzen, essen, erzählen… Der Bus wird von den beiden Männern erst mal außen gründlich sauber gemacht. Die dafür erforderlichen Utensilien hat Alain aus Deutschland mitgebracht und musste am Flugplatz in Almaty erklären, was er denn damit vorhätte. Er antwortete wahrheitsgemäß, er wolle damit ein Auto saubermachen. Daraufhin meinte der Zöllner: In Kasachstan werden keine Autos saubergemacht. Am Abend führt uns Hans-Peter im Dorf in ein griechisches Restaurant, wo wir gut essen.
Heute ist nochmals Katarini angesagt: relaxen und träumen. Dann packen wir die Koffer aus, um und ein. Am Freitag sind wir wieder in Freiburg.
Inge Stagneth