Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
11Jun/10Off

Heidi Bisang: Unterwegs in Bilderbuch-China

Liebe Shanghai-Reise-VerfolgerInnen,

ach Leute, die Reise ist und bleibt eine Wucht! Ich muss mich noch immer mal kneifen, um zu wissen, dass ich nicht träume. Wir sind im Bilderbuch-China angekommen. Der Weg von Lanzhou nach Maijishan führte uns bergauf und bergab durchs grüne hügelige China, vorbei an wunderschönen Reisterrassen, Maisfeldern, Obstplantagen und – und - und. Dazu durch schmucke Dörfer mit schönen Bauernhöfen (die Dächer alle geschwungen!). Wir konnten uns kaum sattsehen. Traumhaft!

Die Apfelplantagen sind für uns allerdings „gewöhnungsbedürftig“. Eigentlich ist das Klima auf diesem Abschnitt nicht wirklich apfelfreundlich, zu heiß und zu trocken. Die Bauern verhüllen daher kurz nach der Blüte alle Miniäpfelchen mit einer ziemlich dicken Papiertüte, auf dass die Äpfel da rein wachsen. Das sieht zum Schreien aus und bringt auch nicht wirklich gute Äpfel hervor. Jedenfalls waren die chinesischen Äpfel, die ich bisher gegessen habe zwar immer makellos, aber halt fade (zu wenig Säure und zu wenig Süße) und oft auch ein bisschen mehlig.

Aber eigentlich will ich Euch heute von

Pleiten, Pech und Pannen

berichten.

Wirkliche Pleiten haben wir bis jetzt allerdings nicht erlebt, die stehen nur dem Titel zuliebe da. Mal war vielleicht ein Hotelzimmer nicht so toll, wie wir’s uns vorgestellt haben, oder ein Essen nicht sooo lecker, von Pleite kann man da aber nicht reden. Pech hatten einzig die Wanderer im Bergland bei den tibetanischen Klöstern, die Wanderung fiel buchstäblich ins Wasser. Ein eiskalter Regenguss (auf über 2.000 Metern Höhe) hat die Wandervögel zurück zum Bus, ins Trockene getrieben. Ein wenig Pech hatten wir auch heute früh, als wir meinten, alleine die buddhistischen Grotten besuchen zu können. Als wir ankamen, war da 1. ein riesiger Autoconvoy (Polizeiautos, Limousinen, Kleinbusse), 2. wohl eine Hundertschaft von Aufsichtspersonen und Polizisten und 3. Tausende von Besuchern. Der Chef der Provinz hat ausgerechnet für heute einen „Grottentag“ ausgerufen. Alle Schüler haben frei, alle Arbeiter und Angestellten auch und der Eintritt ist gratis. Wirklich schlimm war’s aber nicht, die lange, lange Schlange der Besucher ging recht zügig durch und die Sicht in die Grotten und die darin erhaltenen Statuen und Malereien wurde nicht beeinträchtigt. Die Exoten des Tages (bei den Kids und Jugendlichen die Attraktion) waren allerdings wir Europäer. Der Weg durch den Naturpark zurück zum Hotel glich einer „Radio Wanderung“. Die Chinesen genießen den geschenkten Tag beim Picknicken und Spazieren durch den riesigen Hotelgarten und das umliegende Gelände. Die Damen flanieren in pastellfarbenen Sonntagsgewändern unter dito Sonnenschirmen, traumhaft und wunderschön, kurz: Das Pech hat sich zum Glücksfall entwickelt.

Dafür kann ich von einer echten kleine Panne berichten. Unser feuerroter Liebling hat sich nämlich am Kopf verletzt. In Zanghye ist es passiert: Nach der Besichtigung der großen (hohen) Pagode und des daneben stehenden kleinen Museums sind wir zu Fuß zum nahe gelegenen Tempel mit dem großen liegenden Buddha gepilgert, eine wunderschöne Anlage übrigens. Der Scheff wollte mit dem Bus dieweil ums Viereck fahren (Einbahnstraßen!) und uns dort abholen. Kurz vor dem Ziel hat dann ein dünner – mit bloßem Auge unsichtbarer – Draht der zwischen zwei Alleebäumen über die Straße gespannt war, dem Setra den hinteren Notausstieg wegrasiert. Aber zum Glück haben wir ja Anatoli (Doli genannt, mit weichem badischen T), er hat noch vor der Weiterfahrt zum Hotel alle Teile zusammengesammelt und den inneren Teil mit der Hilfe von Wolfram (unserm zweitenChauffeur) abmontiert. Beim Hotel sind wir dann in einem „partiellen Cabriolet“ vorgefahren. Noch vor dem Nachtessen haben die beiden die Reparatur „in die Hand genommen“, den zahlreich herumstehenden Chinesen sind beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als Doli, flink wie ein Wiesel, aufs Dach gestiegen ist und dort gearbeitet hat. Die Dichtungsmasse und ein Paar Arbeitshandschuhe waren dann allerdings spurlos verschwunden, als Anatoli wieder vom Dach und Wolfram aus dem Bus stieg. Es waren wohl zuuu attraktive „Werkzeuge“ für einen chinesischen Gaffer. Aber unser Baby war wieder heil und wie neu. Zum Glück, denn gegen Mitternacht fing’s an zu schütten wie aus Kübeln.

Soviel für heute. Morgen zieht die Karawane weiter Richtung Xi’an. Dort soll’s schöne Seide geben und natürlich die weltberühmte Terracotta-Armee. Die Reise ist und bleibt spannend.

Herzlichst

Heidi Bisang

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Kommentare (0) Trackbacks (0)
  1. Danke für die super Berichte. Hätte auch gern Zeit für so eine Reise :-).

    Schöne Grüße
    Sascha

    PS. Bitte tibetischen -> nicht tibetanischen

  2. Liebe Busreisende,
    ich habe heute den Bus in Majishan geortet und mich erinnert, dass wir auf der Pekingreise vor zwei Jahren auch dort waren. Das Wetter war so schwül wie heute in Freiburg. Ich habe beste Erinnerungen an diesen Tag, vor allem an die schöne Wanderung zu einem Tempel im Bau und das leckere Essen in einem Bauernrestaurant . Weiterhin viel Spass, gute Erlebnisse auf der Reise und herzliche Grüße an Ina, Hans-Peter, Doli, Wolfram, Linus und all mir nicht persönlich bekannten Mitreisenden.
    Bernd

  3. Danke für all die tollen Reisebericht. Heidi, über Deine mails lachen wir Tränen!
    Herrlich!! Vielen herzlichen Dank und ebensolche Grüsse Romi und Jürg


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