Heidi Bisang: Nin Hao zum Zweiten
Wir sitzen in Dunhuang in einem sensationell schönen Hotel. Wie sich der kleine Moritz ein Oasenhotel vorstellt, einer Karawanserei nachempfunden mit vielen Innenhöfen. Nur ein Pool fehlt, das ist allerdings kein Wunder, hier ist Wasser ein zu rares Gut um darin rumzuplanschen. Von der Dachterrasse hat man eine tolle Aussicht auf die unmittelbar hinter dem Hotel liegenden – bis 300 Meter hohen!!! – Sanddünen.
Die Fahrt von Hami nach Dunhuang durch die schwarze Gobi ist ein Erlebnis. Stundenlang topfeben und beige-schwarz (Sand und zuoberst eine Schicht schwarzer Steine). Dann wieder wilde Passübergänge mit über- und hintereinander geschichteten Felsen/Bergen in allen Farbtönen. Die Straße von sehr gut über passabel bis zu Marke „Bachbett“. (Eine Autobahn ist teilweise schon befahrbar und teilweise noch im Bau.) Wir machen Mittagsrast an einer der raren Tankstellen (so etwa alle 100 bis 150 km gibt’s eine) und essen, waseli-was, natürlich die obligate Nudelsuppe. Immer anders und immer gut. Dutzende von den hier üblichen, überlangen (6 Achsen) Riesenlastern machen hier Pause. Unser Setra wirkt ganz klein und verloren dazwischen. Das ist sie jetzt, die Karawane des 21. Jahrhunderts. Schätzungsweise 90% aller Fahrzeuge auf den großen Überlandrouten sind schwere, lange LKWs (wohl etwa 80-Tonner), der kleine Rest bleibt den Bussen und Privatautos vorbehalten. Die Klos auf diesen Rastplätzen spotten allerdings jeder Beschreibung, meist sind es offene (entschuldigt den Ausdruck) Scheißplätze. Da haben wir Frauen den kleinen Aufstand geprobt, wir werden solche Orte nicht mehr benutzen, wofür haben wir denn ein sauberes Hüsli im Bus? Eben.
Die Zufahrt zu unserem Hotel in Dunhuang ist grandios. Quer durch die Stadt und auf einer langen schnurgeraden Straße direkt auf die Dünen zu. Wir kommen kurz nach 20 Uhr an. Also Gepäck in die Zimmer stellen, rasch die Hände waschen usw. und rauf auf die Dachterrasse und bei einem Glas kühlen Weißen (den ersten seit Bishkek) den spektakulärsten Sonnenuntergang genießen, den ihr euch vorstellen könnt. Ein Traum.
Hotels in China
Die Hotels hierzulande haben ein paar Eigenheiten, die erwähnt zu werden lohnen. In oder bei jedem größeren Hotel findet sich eine Karaoke-Bar oder ein Nightclub – meist mit lauter bis sehr lauter Musik und hauptsächlich dazu da, die männlichen Hotelgäste zu verwöhnen. Finden sich zu wenig Kunden, kann es vorkommen (so passiert in Hami), dass zwischen 23 Uhr und Mitternacht öfter mal das Telefon klingelt. Und das bei allen ausländischen Gästen, für die Chinesen ist halt nicht ersichtlich welche unserer Namen dem männlichen und welche dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen sind. In anderen Hotels werden einfach verschiedene Massagen angeboten, die teuren sind dann den Männern vorbehalten für die „Feinmassage“ – wie wir in Basel sagen.
Wer auf die ganz große Sauberkeit Wert legt, sollte nicht nach China reisen. Fleckige bis grausliche Teppiche sind fast die Regel. Verspritzte Spiegel in den Bädern normal. Wir sehen das schon gar nicht mehr. Die Reise bietet so viele Höhepunkte und ist so spannend, dass wir über solche Kleinigkeiten gerne hinwegsehen.
Schlitzohren
Die Chinesen haben nicht nur Schlitzaugen, es finden sich auch etliche Schlitzohren. Beispiele gefällig? Wir tanken, der Scheff weiß ganz genau wie viele Liter der Tank fasst, aber oh Wunder es gehen 75 Liter mehr rein. Der Tankwart akzeptiert sofort den Abzug für die 75 Liter, der nächste Kunde wird dann schon auf den Trick reinfallen, wer weiß denn schon so genau, wie viel sein Tank fasst?
Oder beim Geldwechseln auf der Bank (!!!) oder im Hotel. Mit Sicherheit wird probiert einem ein paar falsche Hunderter unterzujubeln. Gibt man die dann zurück, werden sie ganz selbstverständlich umgetauscht in Echte. Man kann’s ja mal probieren.
Das Wetter
Auf einer so langen Reise ist das Wetter kein Thema. Seit Venedig haben wir Frühlings- oder Sommerwetter. Außer in den Bergen ist es auch immer warm (zu Beginn der Reise) bis heiß (momentan). Gewitter und Regengüsse haben uns öfter mal bei der Einfahrt zu neuen Orten begleitet (Teheran, Ürgüp etc.). Wenn trockenes Wetter Voraussetzung für ein Unternehmen (Ballonfahrt) war, hat uns die Sonne immer gelacht. In der Wüste regnet es sowieso nie, es sei denn der Avantibus ist in Sicht. Am Rande der Gobi, kurz vor Hami, fuhren wir doch tatsächlich in einen (zugegeben kurzen) Regenschauer. Seit wir in der Hitze reisen, schützen wir uns mit den unterschiedlichsten Kopfbedeckungen. Nun fahren ein paar Queen Mums auf dem Weg nach Ascot, ein Dandy, ein paar Cowboys und 2 australische Crocodile Dundees (einer davon weiblich) im roten Bus gen Shanghai.
Bis zum nächsten Mal seid herzlich gegrüßt und Zai jian
Heidi Bisang
Juni 5th, 2010
Hallo,
mit Begeisterung verfolge ich Eure tolle Reise und freue mich jeden Tag auf die neuen Reiseberichte.
Ich war letztes Jahr in Nanging bei einer chinesischen Hochzeit und anschließend noch einige Tage Peking.
Vielen Dank für die tollen Berichte und weiterhin eine gute Reise
Anita
Juni 6th, 2010
Jau,
und mit dieser tollen Schreibe über die Reiseerlebnisse hat Heidi Bisang einen neuen Fan in der Internetgemeinde ergattert, nämlich mich, die Reiseberichte aller Art aus allen Jahrhunderten einfach liebt.
Euch allen weiterhin eine wunderschöne Reise, an der wir über eueren kurzweiligen Blog teilhaben dürfen!
Grüße
Irene Heitz
Juni 16th, 2010
Hallo Ihr Weltenbummler,
endlich gibt es einmal ein Gruppenfoto, so dass man sieht, wer alles unterwegs ist auf der tollen Reise. Mann kann allerdings nicht erkennen, wer Raucher und wer Nichtraucher ist, auf jeden Fall waren alle wohl pünktlich zum Foto da, oder fehlt jemand?
Ina, die Schulzeit ist zu Ende, Du musst nicht mehr die Hände artig falten. Herzliche Grüße an Dich und alle Teilnehmer. Laut GPS liegen noch ein Paar Kilometer vor Euch.
Grüße aus dem verrregneten Schwabenländle, hier Ulm.
Ulrich Zieten