Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
9Mai/10Off

Usbekistan

Jetzt können wir sie wieder sehen, die Avanti-Shanghainesen: Gerade (23.30 Uhr MEZ) ruhen Bus und Reisende in Buchara (Buxoro), Usbekistan. Wir sind gespannt, wie's weitergeht!

Sigrid Hofmaier

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
9Mai/10Off

Richtung Usbekistan

Sonntag, 9. Mai, 7.06, Uhr, Nachricht vom Scheff via Handy:

"Guten Morgen! Sind seit 2 Stunden quer durch den Repetek-Nationalpark Richtung turkmenisch-usbekische Grenze unterwegs. Alles in Ordnung."

Im Reiseprogramm steht dazu

"09.05. Sonntag
26. Tag Mary – Buchara, Turkmenistan – Usbekistan
Wir fahren von Mary nach Norden durch die turkmenische Tiefebene. Dabei passieren wir das streng geschützte Wüstenreservat Repetek. Aufgrund seiner Bedeutung für die Erforschung und den Erhalt einer einzigartigen Flora und Fauna hat das Schutzgebiet seit 1979 den Status eines internationalen Biosphärenreservates. Wir überqueren den Armudarya, den die alten Griechen den Oxus nannten und passieren bei Farab die Grenze zu Usbekistan. Nach dem Passieren der Grenze sind noch rund 90 km zu fahren bis nach Buchara. Abendessen und Übernachtung in Buchara."

Na, dann können wir uns ja erleichtert zurücklehnen und hoffen, dass das GPS-Signal ab Usbekistan wieder funktioniert...
Einen schönen Sonntag wünscht

Sigrid Hofmaier

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
6Mai/10Off

Nicht gemachte Bilder

„Achtung Kamel“ -Diese Warntafel steht alle paar Kilometer entlang der Straße . Sie fotografisch aus dem Seitenfenster zu erfassen ist heikel wegen der Zeitverzögerung des Kamera-Auslösers. Nach vier vergeblichen Versuchen gehe ich nach vorne, um es durch die Frontscheibe zu versuchen. Das Bild gelingt – außer dass diesmal kein Kamel auf der Warntafel ist sondern ein Hinweis „Achtung Verzweigung“. Und es war der letzte Versuch, denn die Kamera meldet „Battery low“.

Die Kamel-Warntafeln sind übrigens nicht umsonst angebracht, wie wir am nächsten Tag erfahren sollten…

Angesagt ist aber zuerst eine grandiose Szenerie mit „Sonnenuntergang in der Wüste“ über einem Salzsee. Der Bus fährt mit uns abends um sieben in die Wüste, die sinkende Sonne im Heck. Reza, der iranische Tourenführer, sitzt vorne unten im Bus beim Fahrer und erklärt uns die Entstehung der Salzwüste, das erst kürzlich erkannte Potential des mineralischen Salzes, er erklärt und erklärt und erklärt... Unruhe entsteht, weil wir höher Sitzenden sehen, dass die Sonne sich bereits dem Horizont annähert. Als der Bus endlich anhält und alle rausspurten, ist nur noch ein letzter Rest von Sonne zu sehen. Die Fotografen (= alle) sind zünftig frustriert. Wir sinnieren: Die Sonne hält sich als einzige nicht an die orientalische Langsamkeit, sie kommt und geht in diesen Breitengraden eher in Eile.

Ein Gang über den Salzsee, ein bunter Strauß mit Wüstengewächs und ein kristallin überzogener Stein mit Wüstensalz entschädigt für vieles. Nachfolgend kommt die Warnung: Bitte nicht probieren! Außer Salz steckt auch Mangan, Uran und anderes, nicht unbedingt Gesundheitsförderliches in diesen Salzkristallen drin…

Frans de Baan

[nggallery id=9]

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
6Mai/10Off

Ohne Worte – phantastische Fotos aus dem Iran von Anatoli Reklin

[nggallery id=7]

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
5Mai/10Off

Iran, Iran, Iran…

28./29. April  - 15./16. Tag Teheran

Die Fahrt nach Teheran wieder wunderschön, durch von karstigen Bergen begrenzte Hochebenen, die jetzt schon Steppe sind, fast wüstenhaft. Kleine stachlige Büsche, aber immerhin gelb blühende Kamille dazwischen. Leider ist das Fotografieren der Landschaft durch die Fenster des fahrenden Busses immer problematisch, nur mit Glück hat man mal ein Bild, vor dem keine Spiegelungen sind.

Teheran selbst ist eigentlich keine Reise wert. Ein Moloch von Stadt, laut, stickig und eigentlich hässlich. Wir lernen, dass es ein Glück ist, dass es regnet. Denn das hat die Luft gereinigt, sodass wir dem offenbar sonst in der Hitze unerträglichen Smog entkommen sind. Die Stadt liegt am Rande des Elbursgebirges, dessen schneebedeckte Gipfel gelegentlich am Ende einer Straße zu sehen sind. Sie zieht sich über 700 Höhenmeter hin, das ist, als würde Freiburg von der Rheinebene bis zum Gipfel des Schauinsland reichen, und zwar dicht bebaut. In den nördlichen Höhenlagen auf bis zu 1.700 m wohnen die Wohlhabenden, denn dort ist das Klima im Sommer natürlich angenehmer, während die Armen im Süden auf etwa 1.000 m der Hitze gnadenlos ausgesetzt sind.

Einen unangenehmen Zwischenfall gab es: unangenehm für eine Mitreisende. Sie wurde kurz abgelenkt von einer Frau, und danach fehlten in ihrer Tasche Kamera und Geld. Hoffentlich passiert das nicht noch häufiger!
Aber die Museen sind interessant: Wir waren mit der Gruppe im Nationalmuseum, das sich sehr lohnt, einige waren nachmittags noch im Teppichmuseum, das ebenfalls hervorragend sein soll. Im Nationalmuseum Artefakte, die z.T. noch aus dem 5. Jahrtausend vor Christus stammen. Besonders eindrucksvoll ein gut 2 m hohes und vielleicht 5 m langes Relief, das Darius I und seinen Sohn Xerxes und deren Hofpersonal darstellt. Außerdem eine fast naturgroße phantastische Löwenskulptur aus Stein und ein ebenso großer Stier aus Terrakotta. Davon werde ich mal Bilder schicken.

30. April Freitag -
17. Tag Teheran – Isfahan

Also Qom. Eine heilige Stadt der Schiiten, weil dort die Schwester eines Imam beerdigt liegt. Heilige Stätten bedeuten für uns Frauen noch mehr Schikane. Nackte Füße in Sandalen sind verpönt, frau soll so verhüllt wie möglich sein. Also Strümpfe in der Hitze, das Kopftuch bitte auch um den Hals usw. Der Bus wird nicht in die Stadt gelassen, wir müssen mit einem Bus des ÖPNV hineinfahren und diesen Bus bitteschön korrekt besteigen: die Männer vorne, die Frauen hinten. Das geht unter einigem Gekicher ab, ist aber schon ein Hammer!

Für die Besichtigung des Heiligtums müssen wir Frauen uns in einen Tschador wickeln, also ein großes Tuch, das frau dann unter dem Kinn zusammenhält. Mach das mal, wenn du in jeder Hand eine Krücke hast, und geh mal damit während sich das Tuch um deine Krücken wickelt. Es war Freitag, der Sonntag der Muslime. Weil wir kurz vor dem Freitagsgebet ankamen, wo Touristen dann nicht mehr zugelassen sind, hetzte uns Reza durch die Moschee („zum Fotografieren haben wir keine Zeit“) in einen kleineren Raum, eine Art Seiten-Kapelle, wo schon ein Mullah auf uns wartete und uns dann einen Vortrag u.a. über die Friedensliebe der Iraner hielt. Dann durften wir ihn und uns mit ihm fotografieren und mussten schleunigst wieder raus, weil nun das Freitagsgebet anfangen sollte. Die ganze Sache war – so wie sie ablief – im Grunde nur eine Show-Veranstaltung für Touristen.

Nach weiteren 2 bis 3 Stunden Fahrt Einfahrt in Isfahan: ein großes Ahhhh geht durch den Bus. Safti-ges Grün überall und BÄUME!! Die hatten wir schon längere Zeit nicht mehr gesehen. In der Tat: eine wunderschöne Stadt. Die Straßen gesäumt von Blumenrabatten, Bäumen, desgleichen auf dem Mittel-streifen der breiten Alleen, viele wunderschöne Parks mit uralten Bäumen drin: soweit ich es erkennen konnte, Kiefern, Platanen, Birken. Viele Blumen, vor allem Rosen.

Aus der Reisebeschreibung von Hans-Peter Christoph: "Vor dem Abendessen unternehmen wir einen Spaziergang und bewundern sprachlos den schönsten Platz der Welt, den Meydane-Emam. Und wir lassen uns von der einzigartigen Atmosphäre verzaubern und gefangen nehmen, wenn wir unten am Fluss unter einem sternenklaren Wüstenhimmel bei Tee und Wasserpfeife sitzen. In Isfahan haben wir vier Übernachtungen vorgesehen. Wie immer bei unseren Aufenthalten in Freiburgs Partnerstadt wohnen wir im Abassi Hotel. Es handelt sich um eine zum 5-Sterne-Hotel umgebaute Karawanserei im Palastkomplex des Shah und stammt aus jenen vergangenen Zeiten, als Isfahan noch die Hauptstadt Persiens war. Das Abassi gilt als das schönste Hotel Irans und liegt so zentral, so dass wir uns in der schönsten Stadt des Orients nur zu Fuß bewegen brauchen."

Das Hotel ist ein Traum. Wir aßen zu Abend im hinreißend schönen Innenhof, endlich einmal draußen sitzend. Ich schicke Bilder.

1. Mai Samstag - 18. Tag Isfahan

Aus der Reisebeschreibung von Hans-Peter Christoph: "Wir haben heute am Vormittag eine Führung durch einen Teil der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten, welche die ehemalige Hauptstadt Persiens vorzuweisen hat. Am Nachmittag verfügen wir über freie Zeit, zum Entspannen und Erholen, aber auch zum Entdecken und Freundschaft schließen mit Isfahan und seinen überaus liebenswürdigen Menschen: ganz individuell und ohne Gruppenanhang. Um uns dann wieder zu treffen, zum Austausch, zum Erzählen und weil wir neue Freunde gewonnen haben."

2. Mai Sonntag - 19. Tag Isfahan

Auch heute Vormittag sind wir wieder mit unserem Führer unterwegs, denn wir haben längst noch nicht alles gesehen. Gerade an einem Sonntag ist es interessant, durch den armenischen Stadtteil zu gehen. Kirchenglocken rufen die vielen Christen, Nachfahren der Armenier, die sich hier niedergelassen haben in die Kirchen. Die größte von Ihnen ist die Vank-Kathedrale, in der auch ein Museum untergebracht ist, welches das Schicksal dieser Minderheit dokumentiert. Es passt so gar nicht ins Bild, das wir als Europäer vom Iran haben, dass Christen – wie auch Juden – frei ihre Religion ausüben können. Der Nachmittag ist wieder frei.

3. Mai Montag -
20. Tag Isfahan

Aus der Reisebeschreibung von Hans-Peter Christoph: "Ihren ganz persönlichen Interessen können Sie heute den ganzen Tag nachgehen. Für heute haben wir überhaupt kein Programm vorgesehen. Gestalten Sie diesen Tag ganz genau so, wie es für Sie richtig ist. Isfahan ist eine wundervolle Stadt."

Leider leider wurde der letzte Tag in Isfahan gestrichen. Die Regierung hatte für diesen Tag das Hotel beschlagnahmt, vermutlich für irgendeine internationale Delegation, und so müssen wir einen Tag früher diese wunderschöne Stadt verlassen. Dafür werden wir die Strecke nach Sharud, die sehr lang ist, nicht in einem Tag fahren, sondern unterwegs in einer ehemaligen Karawanserei übernachten, die heute von einer Familie bewirtschaftet wird.

Die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt, wunderschöne Moscheen, innen und außen voll verkachelt, die alten, zweistöckigen Brücken, der riesige zentrale Platz sind sehr beeindruckend, aber gleichzeitig sind diese Eindrücke so viele, dass sie zu beschreiben mich jetzt überfordert. Es ist eine Stadt, in der man eigentlich mindestens zwei Wochen verbringen sollte, und auch mit Genuss könnte.

Immer wieder sprechen uns Menschen an. Meist können sie kein Englisch, von Deutsch ganz zu schweigen. Sie legen aber Wert darauf, uns wenigstens „Hello“ zu sagen und ein freundliches Lächeln zu schenken. Diejenigen, die etwas besser Englisch können, fragen uns, wie uns Iran gefällt und bekommen selbstverständlich begeisterte Antworten. Und in Läden, in denen wir etwas kaufen, sorgen sie dafür, dass wir nicht übervorteilt werden! Denn das versuchen die Ladenbesitzer schon mal.

Einige allerdings sprechen fließend Englisch, und da sind dann tatsächlich auch politische Gespräche möglich. Die Wut ist groß, aber auch die Hoffnungslosigkeit. Es wird keine Volkserhebung erwartet, weil allen klar ist, dass das zu einem Bürgerkrieg führen würde. Bei der noch frischen Erinnerung an den Irakkrieg will das niemand. Erwartet wird im Gegenteil ein noch strengeres Regiment bis hin zur Vermutung, dass bald auch Touristinnen gezwungen sein könnten, den Tschador zu tragen.

Selten gibt es auch Aufdringlichkeit. Man wird eingeladen zum Tee in einen Teppichladen, angeblich soll man nur gucken, braucht gar nichts zu kaufen, aber der Zweck ist halt doch der, einen Teppich an uns loszuwerden. Und dann diese Situation: Ich suche nach einem Taxi, das mich von der wunderschönen Khajoud-Brücke ins Hotel bringt. Ein aufdringlicher junger Mann will mir unbedingt eins besorgen, was ich gar nicht will (ich bin selber groß), es kommt eine Gruppe junger Frauen vorbei, die kein Englisch können, die Situation bemerken und verstehen, und plötzlich habe ich die äußerst energische Hand einer dieser Frauen im Rücken, die mich von dem Jungen wegschiebt, die dazugehörige etwa 20-Jährige teilt dem Jungen gleichzeitig mit, dass er sich zu trollen habe, was der auch brav tut. Das Wort Taxi, das ich äußere, verstehen die Frauen, schieben mich über die Straße auf die andere Seite, stopfen mich dort, ohne dass ich protestieren kann, in ein schon volles Taxi, sagen dem Taxifahrer und den Mitfahrenden, wohin ich will, schon bin ich unterwegs, und die Mitreisenden sorgen inzwischen dafür, dass ich nicht mehr als 2 Euro für die Fahrt zahle.

Und dann Ali. Ali lebt in Düsseldorf, ist gerade in Ferien in seiner Heimatstadt Isfahan, spricht fließend Deutsch und opfert uns seinen vorletzten Nachmittag hier. Wir sind eine Gruppe von einigen Frauen, und er führt uns nun in Teile des Bazars, die wir nie bemerkt hätten: Hinterhöfe, ein abenteuerliches Teehaus mit einer Abteilung für Männer und einer für Familien, in der wir dann sitzen, Tee trinken und Wasserpfeife rauchen. Der Schmuck an Wänden und Decken ist umwerfend (ich schicke Bilder). Später zeigt er uns Werkstätten, in denen Teppiche repariert oder Stoffe bedruckt werden, eine Werkstatt, in der die berühmten Kacheln bemalt und gebrannt werden. Eine sehr diffizile Arbeit! Wir dürfen die Leute bei der Arbeit beobachten und fotografieren, der Brennofen ist unglaublich primitiv und brennt drei Kacheln pro Tag! Wir bekommen ein Stück Iran zu sehen, das Touristen wohl sonst nie zu sehen bekommen.

Am letzten Abend in Isfahan mache ich – zum ersten Mal in Iran – mal den Fernseher an. Ich erwarte eigentlich nur persische Programme, und die gibt es natürlich: mindestens drei, auf denen Mullahs ihre Meinungen kundtun, teils allein, teils in Talkshows, dann natürlich Nachrichten und Spielfilme. Aber dann staune ich: mehrere englischsprachige Programme, nämlich Press-TV, das amerikanisch CCTV, ein offensichtlich iranischer Sender in englischer Sprache, BBC (!!) und – ausgerechnet! – CNN, also DER amerikanische Hetzsender gegen die „Achse des Bösen“. Dazu Euronews in deutscher Sprache und ein französischsprachiger Sender. Im Übrigen guckt der Feind USA hier aus allen ökonomischen Löchern: das Waschbecken ist „American Standard“, zu trinken gibt es Cola und Fanta usw.

4. Mai Dienstag -
21. Tag Isfahan – Sharoud

Aus der Reisebeschreibung von Hans-Peter Christoph: "Heute ist wieder Fahrtag: Welch ein Genuss, stundenlang aus dem Fenster zu schauen, die Wüste an uns vorüber ziehen zu lassen, die in ihren Formationen, Tälern, Schluchten und ihrer monumentalen Gebirgswelt einfach nur als großartig und fantastisch zu bezeichnen ist. Zerfallende Karawansereien tauchen auf, immer wieder sind museumsreife LKWs zu überholen, eine Fata Morgana nach der anderen taucht auf. Bilder prägen sich ein, die wir nie wieder vergessen werden. Wir sind im Orient, so unbeschreiblich schön. Eine Übernachtung in Sharoud auf halber Strecke nach Mashhad, der heiligsten Stadt Irans."

Aber vorher übernachten wir ja noch in der oben erwähnten Karawanserei. Heute ist für mich ein Freudentag – hoffentlich. Denn hoffentlich habe ich die Krücken nicht zu früh in den Laderaum des Busses gegeben. Aber es sieht so aus, als dürfe ich jetzt ohne gehen.

Weiterfahrt durch platte Wüste, Besichtigung der Freitagsmoschee in Nain. Immer wieder kleine Oa-senstädtchen mit Grün. Und in einem solchen liegt unser Hotel, eine ebenfalls umgebaute Karawanserei, sehr einfach, aber bezaubernd. Abends fahren wir noch etwas hinaus in die Wüste, sehen den Son-nenuntergang und einen riesigen Salzsee. Allerdings enthält dieses Salz auch Metalle und Mineralien wie Pottasche und vor allem Magnesium. Davon kostet ein Kilo 850.000 US-Dollar, es ist vermutlich kostbarer als Gold. Ursprünglich war Deutschland an der Erforschung einer möglichen Ausbeutung dieser Ressourcen beteiligt, aber seit die USA ihren Psychokrieg samt Embargo gegen den Iran führen, läuft da nichts mehr.

Wir waren auf einer einfachen Landstraße herausgefahren, und jetzt mussten wir wieder zurück. Stefan fuhr und vollbrachte auf der engen Straße ein Wendemanöver, das uns allen Respekt abnötigte. Dabei fällt mir ein, dass ich zwar über HP Christoph, den „Scheff“ und Ina Jander, die gute Seele der Reise, aber über die beiden anderen Mitglieder des Teams noch gar nichts geschrieben habe, also über Stefan Reif, unseren zweiten Fahrer, und über Anatoli Reklin, den Mechaniker, der für den Fall dabei ist, dass an dem Bus etwas zu reparieren sein sollte. Beide sind ebenfalls sehr nette und hilfsbereite Menschen. Stefan bugsiert den Bus genauso sicher um unwahrscheinliche Kurven und durch Engpässe wie HP, und Toli hilft, wo er kann, und wenn man sich dann bedankt, sagt er lächelnd: „Ich bin ja nicht zum Spaß mitgefahren“. Außerdem macht er hochprofessionelle Fotos, die uns alle vor Neid erblassen lassen.

Inzwischen sind wir nach einer Fahrt durch atemberaubende Wüstenlandschaften in Sharud angekommen. Was soll ich da beschreiben, ich werde ein paar Fotos schicken. HP sagt, dies sei eine der schönsten Strecken der ganzen Reise. So kam es uns auch vor. Ach, und es ist so eine Erleichterung, wieder richtig gehen zu können, bei Pausen sich wirklich die Beine etwas zu vertreten, anstatt auf Krücken rumzuhängen.

Barbara Volhard

[nggallery id=8]

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
3Mai/10Off

Erfahrungen der iranischen Art

Liebe BlogleserInnen,

Das Nähkästchen hat sich wieder gefüllt:

Die Polizei, Dein Freund und Helfer....

Um 8.15 Uhr starten wir in Täbriz Richtung Teheran, alle sind fröhlich und guten Mutes. Die Sonne lacht und wir kommen zügig aus der Stadt. Wenn das so weiter geht, sind wir spätestens um 18.30 Uhr in Teheran. Etwa bei Kilometer 110 auf der Autobahn bremst der Bus, der Scheff ruft „Mädels, Kopftuch, Polizei“. Wir büscheln (richten) blitzartig unsere Kopfbedeckungen, es wird mucksmäuschenstill im Bus, wir spitzen die Ohren und verstehen doch nur „Bahnhof“. Einer der Polizisten kommt in den Bus und will die Papiere sehen (nicht unsere, die vom Auto). Er steigt wieder aus und wir fahren langsam hinter dem Polizeifahrzeug Richtung nächste Ausfahrt. Der Scheff klärt uns auf: Die Polizei hat behauptet, wir seien mit mindestens 120 gefahren (statt 100), das geht aber gar nicht, da der Bus bei 100 plombiert ist, wir können gar nicht schneller fahren.

Um das Gesicht nicht zu verlieren, wollen die Polizisten alle Papiere sehen und entdecken dabei, dass ein Stempel fehlt (hat der Beamte bei der Einreise in den Iran verschlampt). Anstatt uns nun den fehlenden Stempel in der nächsten Stadt holen zu lassen (die wäre etwa 5 km entfernt) verlangen sie, dass wir zurück nach Täbriz fahren. Also zurück auf die Autobahn und 1 1/2 Stunden retour. Um 12 Uhr landen wir nur wenige 100 Meter (fast in Sichtweite) von unserem Hotel auf einem Parkplatz vor einer Polizeikaserne (Informatikabteilung der Täbrizer Polizei). Hans-Peter und Reza schnappen sich ein Taxi und fahren zur Hauptwache bzw. zum Polizeidepartement, um zu versuchen an den „richtigen“ Stempel zu kommen.

Wir machen uns derweil auf die Socken Richtung nahe gelegenem Park. Dort hat’s Bänklein und vor allem ein Hüsli. Wir werden bescheiden, dreckig hin oder her, Hauptsache wir können uns erleichtern (übrigens, ich hab’s gelernt, ich kann jetzt auch stehend brünzeln!). Ina hat Biskuits und das letzte Obst aus dem Bus mitgenommen die wir als Mittagsmahl essen – großen Hunger haben wir eh nicht.

Um 14.45 Uhr dann – große Erleichterung – kommen Hans-Peter und Reza im Taxi angerauscht mit dem richtigen Stempel in den Papieren. Dank einem netten Beamten dauerte die ganze Aktion „nur“ knappe 3 Stunden!! Der Scheff steigt mit einem riesigen Bündel Fladenbrot auf dem Arm aus dem Taxi. Wir können endlich wieder abfahren. Das Brot samt Resten vom letzten Picknick (für jeden/jede) ein bisschen Wurst und Käse und ausreichend Brot, herrlich! Statt am frühen Abend fallen wir dann nachts um 23 Uhr todmüde und bei strömendem Regen, aber mit immerhin 23 Grad schön warm, aus dem Bus.

Während die Koffer auf unsere Zimmer gebracht werden, können wir uns an den Resten des (wohl all-)abendlichen Buffets laben. Dass vieles fehlte, war uns wurscht, Hauptsache wir sind glücklich und sicher gelandet. Und schon bin ich wieder beim Thema...

Hotels

Beim Zimmerbezug in Teheran stellte sich dann leider heraus, dass das ehemals gut geführte 4-Sterne Haus total heruntergekommen ist. Es lebt ganz nach dem Motto außen hui und innen pfui, von außen sieht es nämlich todschick aus. Die Zimmer waren dann von der miesen Sorte, wir wurden wohl auch in den schlechtesten Zimmern untergebracht. Verfleckte Teppiche, unappetitliche Decken, Fenster, die nur mit brachialer Gewalt geöffnet werden konnten (oder wie bei einer Kollegin mit Brettern zugenagelt waren; sie konnte das Zimmer wechseln!). Eine richtige Absteige halt. Kurz: Wir waren froh, nur 2 Nächte dort zu sein. Ich habe geschimpft, wie ein Rohrspatz (und war nicht alleine damit), aber natürlich haben wir uns damit abgefunden und darüber faule Sprüche geklopft. Dem Scheff war die Sache etwas peinlich, er kann ja auch nichts dafür, denn letztes Mal war das Hotel noch ganz okay (das sagen alle, die schon mal da waren).

Die große Belohnung genießen wir dafür jetzt. Das Abassi-Hotel in Isfahan ist ein absoluter Traum. Eine Oase der Schönheit und Ruhe. Wir schätzen diesen Luxus nach dem Flop in Teheran umso mehr.

Geld und Bschiss

Hurra, wir sind alle Millionäre! Das Geld hier ist so wenig wert, dass man für 200 Euro (300 Schweizer Franken) knapp 3.000.000 (in Worten drei Millionen!!!) Rials erhält. Die Inflationsrate von Januar bis Ende April beträgt 41%. Der Iran scheint eine einzige große Gelddruckmaschine zu sein, der Kurs fällt täglich. Dies bedeutet für uns, dass alle Güter und Dienstleistungen fast gratis sind, aber die armen Iraner haben den Verlust von 41% ihres Einkommens innert 4 Monaten zu verkraften, schrecklich.

Die vielen Nullen auf den Noten hatten zur Folge, dass zwei unserer Mitreisenden mit einer 500.000-Note bezahlt haben und erst zu Hause bemerkten, dass sie nur auf 50.000 Rückgeld erhalten haben. Die eine Kollegin hat damit das Museum gesponsert (wir sehen das als Irrtum an), die andere wurde im Hotel übers Ohr balbiert, das schmeckt schon sehr nach Bschiss. Die beiden buchen das unter „Erfahrung“ ab, der Verlust ist verkraftbar (je ca. 35 Euro)

Bestohlen wurde auch jemand aus unserer Gruppe. Typische Situation an einer Bushaltestelle: Gedränge und Geschubse, zudem neugierige Sittenwächter (vor denen machen wir uns möglichst unsichtbar, falls das Kopftuch nicht ganz sittenkonform sitzt), und schon waren das Portemonnaie und eine kleine Kamera weg.

Und da sind wir beim Thema:

Das Kopftuch

Seit dem Grenzübertritt laufen wir also verschleiert durch die Gegend, auch im Bus muss es sein, im Hotel selbstverständlich auch. Nur die Zimmer sind kopftuchfreie Zone (der Balkon gehört aber nicht dazu). Wir sehen aus wie eine Mischung aus Mutter Theresa und Schleiereulen. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt und tragen unsere Tücher schon (fast) ganz selbstverständlich. Dass im Hotelgarten so etwa alle halbe Stunde via Lautsprecherdurchsage die Gäste darauf aufmerksam gemacht werden, das Kopftuch ja nicht sittenwidrig zu tragen, hat uns aber doch etwas befremdet (gelinde gesagt).

In Ghom wurde es dann allerdings heftig. Weil wir zur Zeit des Freitagsgebets die Moschee besuchen wollten, konnten wir nur mit Tschador in den inneren Hof rein. Wir erhielten welche am Eingang geliehen. Es sind riesige Tücher (Größenordnung Bettüberwurf – vom Doppelbett natürlich). Allein das Anziehen war ein Kampf mit dem Stoff. Mir hat ein junger Aufseher dabei geholfen (das darf er wohl nur bei Frauen, die wie ich, die Menopause hinter sich haben). Wir rafften also unsere Stoffe mit beiden Händen (von innen, die Hände soll man nicht sehen!) und gingen über den Hof (der Lieni hat mich überholt und ganz leise den „Morgestraich“ gepfiffen, dabei hatte ich doch gar kein Kopflatärnli an!!). Wir wurden von einem Mullah erwartet, der uns mit viel Blabla den Islam näherbringen wollte. Bevor wir den Raum betreten durften, mussten wir aber die Schuhe ausziehen. Jetzt mach das mal, wenn beide Hände besetzt sind, es war ein einziger Krampf. Ich hätte heulen können beim Gedanken, dass die halbe erwachsene Bevölkerung dieses Landes in 5 Quadratmeter Stoff gefangen (denn so kam ich mir darin vor) gehalten wird. Freiwilligkeit könnte ich gut akzeptieren. Der Zwang ist’s der so deprimiert.

Dafür freuen wir uns immer, wenn wir sehen, wie die jungen Frauen, die Kleiderordnung bis aufs Äußerste strapazieren. Da sitzt dann das Kopftuch ganz locker hinten am Kopf, die langen Mäntel werden hauteng getragen, da blitzen moderne Sneakers und Jeans hervor oder schicke enge Hosen und High Heels, einfach herrlich. Man sieht jede Menge junger Mädchen mit Pflaster auf der Nase, die lassen sich die Nase richten, weil sie finden, die ihre sei zu breit.

Dies & Das

Erfreuliche Nachrichten aus der Zahnarztpraxis. Inge, unserer Freundin, die sich in Istanbul beinahe von einem Fenster erschlagen ließ, wurden gestern die Fäden gezogen. Alles ist gut verheilt, die Lippe nicht mehr geschwollen und das „Veilchen“ ist wieder ein ganz normales Auge. Dafür musste sich unsere neue Reisegenossin, die in Teheran zu uns gestoßen ist, einen Zahn ziehen lassen. Dabei war sie vor der Abreise noch beim Zahnarzt, weil sie das Gefühl hatte, dass an dem Zahn was nicht stimmt. Der (deutsche) Zahni hat beruhigt, da sei alles in Ordnung. Kaum in Teheran angekommen, überfielen sie aber heftige Zahnschmerzen. Ein Röntgenbild zeigte dann gestern, dass besagter Backenzahn gespalten war und gezogen werde musste. Aber auch hier gibt’s ein Happyend: Der Zahn ist raus und die Schmerzen verschwunden.

Unsere „neue“ Reisegenossin ist ein Nordlicht (ein sehr nettes, es hat sich nahtlos in unsere Gruppe integriert), jetzt ist aus mit alemannisch schwätze, wir sprechen jetzt öfter nach der Schrift.

Die Menschen im Iran sind alle sehr freundlich, die Händler in den Bazars sind zurückhaltend. Wir haben befürchtet, überall zum Einkauf bequatscht zu werden, das trifft nicht zu, wir sind angenehm überrascht. Dafür werden wir nonstop von Kindern und Jugendlichen angesprochen. Ganze Schulklassen umringen uns oft, wollen Fotos machen (die Kids haben auch hier alle Handys), sie probieren ihre zwei bis drei englische Wörtlein an uns aus und kichern, kichern, kichern. Aber auch wir kugeln uns oft vor Lachen. Im Museum in Teheran hatten die Lehrer ihre liebe Mühe mit ihren Zöglingen, denn die wollten sich partout nicht mehr für die Ausstellung begeistern lassen, wir waren für sie viiiel interessanter.

Aber auch Studentinnen sprechen uns oft an, wollen wissen, was wir von ihrem Land halten und/oder beklagen sich über ihre Lebensumstände. Solche Begegnungen sind sehr schön, machen uns aber auch nachdenklich und traurig, wir wünschen uns sehr, dass diese liebenswerten Menschen so bald als möglich ein freieres Leben haben mögen – wenn möglich auf friedlichem Wege, ohne Bürgerkrieg.

Soviel für heute. Morgen zieht die Karawane weiter, uns erwartet eine Nacht in der Wüste. Übrigens, wir haben schon etwa 5.200 Kilometer mehr auf dem Tacho, dazu kommen noch ca. 800 km Seeweg, nicht schlecht, oder?!

Salam
Heidi Bisang

[nggallery id=6]

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
2Mai/10Off

Interessanter Artikel

Viele Grüße vom Isfahaner Sonntag sendet der Scheff - mit einem interessanten Link: http://www.spiegel.de/spiegelgeschichte/0,1518,686974-3,00.html

Und: wunderbare Fotos aus Isfahan von Anatoli (eingefügt unter dem Artikel "Türkei-Iran" vom 29. April). Danke!

Freiburg und die Welt grüßen die Isfahanis.
Sigrid Hofmaier

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
29Apr/10Off

Teheran

Heutige SMS von Hans-Peter Christoph:
"Wir sind in Teheran und es regnet! Deshalb Superluft!"

Den Reisenden geht's gut. Und die daheimgebliebene Blogmasterin kann aufgrund ihres Reisetagebuchs der ersten Avanti-Iran-Fahrt 2005 tatsächlich das gesuchte traditionelle Restaurant finden ;-). Morgen geht's weiter in die Freiburger Partnerstadt Isfahan. Eine Reise zum zehnjährigen Jubiläum der Partnerschaft im roten Bus gibt's dann im August 2010. Es gibt noch Plätze...

Sigrid Hofmaier

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
29Apr/10Off

Türkei – Iran

Zunächst noch ein Nachtrag zur Türkei, denn inzwischen sind wir schon im Iran. Manches ist wirklich besser in der Türkei als bei uns, z.B. gibt es ein hervorragend ausgebautes Straßennetz, die meisten Landstraßen vierspurig ausgebaut mit Mittelstreifen, ähnlich wie bei uns die Autobahnen. Denn Fernreisen finden mit höchst modernen Autobussen statt, nicht mit Zügen. Wir kamen durch Kayseri (ehemals Caesarea, interessant, dass Caesar im Türkischen auch zum Kaiser wurde), eine Stadt von ca. 300.000 Einwohnern in Kappadokien. Todschicke Straßenbahnen, viel eleganter als die unseren. An jeder Ampel leuchtet über den drei Farben rot, gelb und grün ein weiteres Licht, das die Sekunden angibt, die die Ampel noch grün bzw. rot ist. Das sorgt für erheblich entspanntere Aufenthalte, wenn man an der Ampel warten muss. Wie beim Start einer Rakete wird rückwärts gezählt: 5, 4, 3, 2, 1 und bei Null springt die jeweils andere Farbe an.

Toiletten sind ein Thema für sich. Klopapier ist unbekannt – außer in den Hotels. Bei den Sitzklos gibt es eine Wasserdüse, die man einschalten kann und die das Klo gewissermaßen in ein Bidet verwandelt. Die Reinigung findet statt mithilfe dieses Wassers und der linken Hand (weshalb sie auch die „unreine“ ist). Seit Ostanatolien gibt es (außer in den Hotels) nur noch Stehklos – an Raststätten eigentlich viel hygienischer als die Sitzklos. Da heißt es dann Hosenbeine hochkrempeln und ZIELEN, damit es nicht spritzt! Ein Töpfchen Wasser unter einem Wasserhahn steht bereit zur Reinigung. Wir dreckigen Ausländerinnen ziehen Tempotaschentücher vor.

Überwältigend aber ist die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen. Auch diejenigen, die bei uns kaum ähnliche Erfahrungen gemacht haben dürften, zahlen uns nicht etwa mit gleicher Münze heim, sondern beschämen uns mit ihrer Liebenswürdigkeit.

26.04. Montag 
13. Tag Dogubeyazit – Täbriz

Die Nachtruhe war um 5 Uhr beendet, Abfahrt um 6, denn es war nicht sicher, wie lange wir an der Grenze brauchen würden. Zunächst mussten wir mindestens eine halbe Stunde Schlange stehen, um den türkischen Ausreisestempel zu bekommen. Dann hinein ins Niemandsland zwischen den Grenzposten. Nun mussten wir Frauen unsere Kopftücher aufziehen. Großes Gejuchze: jede hatte ihren eigenen Stil, einige wickelten sich eine Art Turban um den Kopf, andere drapierten ihr Tuch mehr oder minder elegant (ich eher minder, bis ich gestern Abend drauf kam, dass die Turbanlösung wohl die beste ist). Vorher hatten wir uns schon über den Po reichende und langärmelige Blusen, Jacken oder extra für diesen Zweck erworbene „Manteaus“ angezogen. Und es hieß die Uhr umstellen, von halb acht (in Deutschland halb 7) auf 9 Uhr. Dann dauerte es nochmal bis etwa 12 Uhr, bis wir alles hinter uns hatten.

Hier im Niemandsland empfing uns auch Reza, unser Gottesgeschenk von Reiseleiter. Er hat in Deutschland studiert und spricht sehr gut deutsch. Ein rührender Mensch, ungeheuer besorgt um uns und sich um jeden einzelnen freundlich kümmernd. Das ist auch nötig, denn wenn es in der Reisebeschreibung hieß, dass wir „nichts, aber rein gar nichts mehr zu lesen vermögen“, dann bedeutet das, dass wir nicht einmal die Zahlen lesen können!!!! Also auch nicht, was etwas kostet! Wie soll man da handeln können? Denn das ist in diesen Ländern geradezu Pflicht. Mal abgesehen davon, dass 20.000 Rial etwa 1,30 Euro wert sind und wir uns schwer tun mit den vielen Nullen. Dieses Gefühl der totalen Abhängigkeit ist schon ganz schön nervend. Ich kann jetzt nachfühlen, wie es Frauen gehen muss, die als Anhängsel ihrer Männer nach Deutschland kommen, kein Deutsch lernen dürfen, weil sie im Hause gehalten werden, und sich praktisch gar nicht alleine bewegen können. Reza ermahnte uns daher auch, uns nicht alleine zu bewegen, sondern immer als Gruppe, und schon gar nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Bloß keine Wertsachen bei sich haben, Geld nur in kleinen Mengen und gut versteckt. Übrigens: Frau gibt einem Mann nicht die Hand und fragt auch auf der Straße nur Frauen nach dem Weg!

Aber zunächst kam die Fahrt nach Täbris. Die Landschaft West-Aserbeidschans ist in der Tat atemberaubend. Zunächst fuhren wir über eine baumlose, kaum bewohnte und nicht bewirtschaftete Hochebene, die zu beiden Seiten in der Ferne durch erodierte, nicht sehr hohe Berge begrenzt war. Da es geregnet hatte, waren die Wiesen saftig grün und blühten zum Teil schon, selten eine Schafherde, noch seltener ein Dorf. Manchmal ein einzelner Mensch oder zwei, die etwas suchen. Reza erklärt: Es gibt hier wilden Sellerie, Safran, Rosmarin und andere Kräuter, vor allem Heilkräuter, die von den Leuten gesucht werden. In den meist armseligen Dörfern einstöckige Lehmbauten, die man aber nur teilweise sehen kann, weil jedes Gebäude noch einen großen Hof hat, der durch eine haushohe Lehmmauer umgrenzt ist. Dies ist der Ort, an dem die Frauen sich auch einmal ohne Kopfbedeckung oder Tschador im Freien bewegen dürfen.

Langsam wird die Landschaft hügeliger, die Berge am Rand höher und teilweise schneebedeckt. Man sieht jede Falte und Schicht dieser Karstgebirge, die in der Abendsonne in den unterschiedlichsten Farben von Ocker über Rot bis Braun glühen. Die Ebene zwischen den Bergen ist jetzt nicht mehr grün, sondern Steppe. Ab und zu eine Oase mit Dorf, mit Feldern und sogar Bäumen. Wunderschön. Die Thadeuskirche, die wir unterwegs besichtigen, ist ein armenisches Heiligtum, wo sich jedes Jahr im Juni Armenier aus aller Welt versammeln. Sie heißt auch schwarze Kirche, weil bei ihrem Bau auch schwarzer Stein verbaut wurde.
Wir trafen dort auf eine Schulklasse von 13-/14jährigen Mädchen, bezaubernd anzusehen in ihren dunkelgrünen Schuluniformen und hellgrünen Kopftüchern, zunächst sehr schüchtern, dann aber zutraulicher, sodass wir sie auch fotografieren durften. Großes Gekicher, viel Neugierde, wenige Brocken Englisch. Ganz anders die Schulklassen der schwarz gekleideten Mädchen, die wir heute im aserbaidschanischen Museum antrafen. Die waren überhaupt nicht schüchtern, sondern fanden unsere Aufmachung offensichtlich ungeheuer komisch (das ist sie auch, wenn man sie mit der Kleidung der meist schwarz gekleideten anderen Frauen hier vergleicht), lachten schallend los und konnten sich kaum beruhigen, kamen auf uns zu und wollten unbedingt mit uns fotografiert werden. So oft wie heute, sagt Heidi, sei sie in ihrem ganzen Leben noch nicht fotografiert worden. Jetzt werden die Kinder zu Hause zeigen können, was für merkwürdige weibliche Clowns sie unterwegs getroffen haben. Ich konnte eine von ihnen dazu bewegen, auch eine Aufnahme mit meiner Kamera zu machen, sodass auch ich etwas zu zeigen habe.

Täbris ist eine Millionenstadt mit abenteuerlichem Verkehrsaufkommen. Die Autos fahren wie in Neapel, wenn ihr wisst, was ich meine. Wir hatten beim Hineinfahren das Gefühl, uns stundenlang durch einen Stau zu mühen – bis der Scheff uns erklärte, dass Reza uns wirklich großartig um den eigentlichen Stau herumgeleitet hätte! Zebrastreifen überquert man scheinbar nur unter Lebensgefahr, aber letztlich halten die Autos dann doch. Die Straßen voll mit Menschen, hier wie auch in der Türkei sieht man Männer mit kleinen Kindern auf dem Arm und sogar Kinderwagen schiebend. Die meisten Frauen mit schwarzen Tschadors. Schuhe werden in kleinen Werkstätten auf dem Bürgersteig repariert! Es gibt einen großen Park mit einer hohen Mauer drum herum, der ausschließlich Frauen vorbehalten ist. Hier dürfen sie ihre wallenden Gewänder, Kopftücher etc. ablegen, joggen oder sich anderweitig vergnügen.

Heute im aserbaidschanischen Museum sehr schöne Artefakte aus dem 1. vorchristlichen Jahrtausend, hergestellt von Sassaniden, Parthern und anderen Völkern. Ich werde ein paar Bilder schicken. Außerdem die blaue Moschee aus dem 15. Jahrhundert, die so heißt, weil sie ursprünglich vollkommen blau verkachelt war. Ca. 300 Jahre nach ihrem Bau allerdings gab es ein 2 m hohes Hochwasser, was die unteren Kacheln zerstört hat, ein Erdbeben im 18. Jahrhundert schuf weitere Zerstörung, auch der Minarette, von denen nur noch die Basis steht. Sie galt aber mal als die schönste Moschee der Welt.

Danach der Besuch des Bazars, sehr lebendig, aber für mich nur kurz, ich musste mich mal wieder abseilen, und dieser Tatsache verdankt ihr meinen Bericht von heute. Aber was es da alles zu kaufen gibt! Silberne und güldene Spiegel (riesig und klein) mit abenteuerlichen Verzierungen, glitzernde Kleider und Schuhe, Haushaltswaren, Hühnerbeine oder ganze Tiere usw. Köstliche Nüsse und Trockenfrüchte, und die üblichen orientalischen Süßigkeiten. Aber Kitsch as Kitsch can!

Erleichterung: im Hotelzimmer darf frau sich endlich des heißen und (trotz Haarwäsche) juckenden Kopftuchs entledigen! Und morgen heißt es wieder um 6 Uhr aufstehen: Die Fahrt nach Teheran steht an.

Eigentlich ist dies das Ende meines vierten Berichts, aber auf dieser Reise kommt manches anders als man denkt. Heute Morgen um 8 Uhr war die Abfahrt von Täbris nach Teheran. Nach etwa anderthalb Stunden wurden wir von einer Polizeistreife auf der Autobahn angehalten. Angeblich war der Bus 120 gefahren, wo man nur 100 fahren durfte. Nur: der Bus ist gedrosselt und KANN gar nicht schneller als 100 fahren. Reza versuchte, das zu erklären, worauf der Polizist die Tachoscheibe sehen. Aber unser Bus ist so modern, dass er gar keine Tachoscheibe mehr hat, weil ab 2006 alle neu zugelassenen Fahrzeuge einen digitalen Tachographen brauchen. So weit sind die hier aber noch nicht, so dass sie nichts damit anfangen können. Ergebnis: Wir mussten hinter dem Polizeiwagen wieder zurück nach Täbris fahren, wo wir um 12 Uhr ankamen. Seither warten wir darauf, dass der Scheff mit Reza vom Amt wieder zurückkommt, aber eben – um halb drei! – kam der Anruf, dass sie mit dem Taxi auf dem Wege seien. Inzwischen stand der Bus vor einer Polizeiwache, und wir waren in einen Park gegangen, haben dort herumgesessen und gewartet. Hoffentlich wird es bald losgehen, vor Mitternacht dürften wir kaum in Teheran sein.

Viertel vor drei: der Scheff ist da mit einem Arm voller Brotfladen, denn zu Essen gab es die ganze Zeit natürlich fast nichts, außer ein paar Keksen. Während der Bus sich wieder durch das Täbrizer Verkehrschaos wühlt, erzählt er: Zwar sei die Reise als Ganze genehmigt gewesen, beim Grenzübertritt sei jedoch nur eine Genehmigung bis Täbriz erteilt worden, bzw. es hat halt ein Stempel auf dem Formular gefehlt. Es bedurfte mehrerer Telefonate mit Teheran, um die Bestätigung zu bekommen, dass wir tatsächlich durch den ganzen Iran fahren dürfen. Außerdem gibt es seit 8 Monaten eine neue Bestimmung: Busse müssen an jeder Polizeikontrolle anhalten und sich wieder einen Bestätigungsstempel holen. Dies gilt auch für iranische Busse. Aber immerhin: es ist jetzt drei Uhr und wir fahren wieder. Bald wird es Brotfladen geben mit den Resten von Käse vom letzten Picknick (rationiert natürlich, denn viel ist nicht mehr da), aber wir sind zufrieden, die Stimmung ist ausgezeichnet, die von mir zu Beginn vermutete Flexibilität der Mitreisenden hat sich bestätigt.
Um 23 Uhr kamen wir am Hotel an, bekamen noch eine Suppe und ein Salatbüffet, um Mitternacht war ich schließlich in meinem Zimmer, wo ich den Lichtschalter ohne Hilfe des Hotelboys nicht gefunden hätte, aber Wlan gibt es, und so kann ich dies endlich wegschicken.

Barbara Volhard

[nggallery id=5]

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare
27Apr/10Off

Heißluftballon über Tuffstein

Liebe Leute,

jetzt wo unsere Shanghai-Reisenden im iranischen Satellitenloch verschwunden sind (es ihnen aber sicher sehr gut dort geht), habt ihr Zeit, euch die tollen Fotos von Klaus Ehrmann anzuschauen: Per Heißluftballon über Kappadokien. Die gibt's beim Beitrag "Kappadokien - Ostanatolien" von Barbara Volhard (25. April). Einfach nach unten scrollen oder diesen >>Link<< folgen...

[singlepic id=46 w=320 h=240 float=center]

Und da soll man nicht neidisch werden???

Sigrid Hofmaier

veröffentlicht unter: Reiseblog keine Kommentare