Im Reisebus von Freiburg nach Shanghai – auf der Seidenstraße um die halbe Welt
21Jun/10Off

Heidi Bisang: Oh je, der Abschied naht…

Liebe Fangemeinde

Oh je, der Abschied naht, schneller als uns allen lieb ist. Mir wird ganz bange, wenn ich daran denke, dass wir uns Ende dieser Woche in alle Himmelsrichtungen verstreuen werden.

Vorher will ich Euch aber noch ein wenig von China und den Chinesen berichten. Die schiere Größe Chinas, die verschiedenen Klima- bzw. Vegetationszonen, Provinzen, die oft die Größe Deutschlands oder sogar ganz Europas ausmachen, erschlagen unsereinen ganz einfach. Was mir (uns allen) aufgefallen ist: China boomt! Sogar die ärmeren und landschaftlich kargeren Provinzen scheinen uns nach den -Stanländern (von Usbeki- bis Kasachstan) recht wohlhabend und vor allem aufstrebend. Fotografiert wurden wir auch hier immer wieder. Vor allem, wenn wir mal eine Rast in einer kleinen Ortschaft einlegten, kam es öfter zu „Dorfversammlungen“ rund um den Bus. Da wurde dann nach dem Woher und Wohin gefragt und ungläubig die Köpfe geschüttelt, dass eine soooo lange Reise in einem Bus überhaupt machbar sei. Und dann mussten wir uns zusammen mit den Dorfbewohnern gegenseitig fotografieren. Wenn dann der Scheff noch die chinesischen Prospekte von Freiburg verteilte, kannte die  Begeisterung keine Grenzen mehr.

Die Dörfer und Städte

In den Wüsten- oder Berggebieten sind auch die  Dörfer (eher Weiler) recht ärmlich, das bisschen Viehwirtschaft bringt wohl auch nicht sehr viel ein. Die großen Oasen (für chinesische Verhältnisse Kleinstädte, für uns recht große) scheinen aber reich zu sein, seit den Anfängen der Seidenstraße blüht hier der Handel und bringt den Wohlstand. Da gehören auch die Touris oft zum Stadtbild.

Die Reisbauern sind sichtlich wohlhabender, die Dörfer schmucker, die Häuser  größer und schöner. Seit wir durchs „Reisland“ fahren ist die Landschaft sattgrün, wir sehen abgeerntete Felder und neu angesäte, die Bauern fahren hier zwei Ernten ein. Das ist auch nötig: Über eine Milliarde Chinesen wollen schließlich ernährt werden. Wenn man durch dieses riesige Land fährt, durch diese vielfältigen Landschaften: von Wüsten übers Hochgebirge zu den tropisch feuchtheißen Ebenen am Yangze, verliert man die Angst vor der vielbeschworenen (im Westen) „gelben Gefahr“. China will sich nicht vergrößern, auch niemanden erobern, die haben genug zu tun, die eigene Bevölkerung zu ernähren und das eigene riesige Reich zusammenzuhalten.

Um möglichst viel landwirtschaftlich nutzbare Fläche  zu erhalten, werden die Städte sehr verdichtet bebaut, d.h. in die Höhe und nahe beisammen, da wachsen Wolkenkratzer an Wolkenkratzer an Wolkenkratzer in den Himmel. Unglaublich nahe wird da zusammengebaut (Hongkong lässt grüßen). Am eindrücklichsten sahen wir das in den drei Schluchten, wo viele Ortschaften neu gebaut werden mussten und immer noch gebaut werden, weil die alten Dörfer und Städte im Stausee ertrunken sind. Unser erster Gedanke bei der Ansicht dieser  neuen Orte: Oh Gott, wie kann man nur so beengt leben! Die Meinung der Chinesen (der jungen vor allem): Ach wie schön, wir wohnen wieder alle nahe beieinander, haben aber doppelt so viel Platz, haben eine eigene Küche, fließendes Wasser, elektrischen Strom  und sogar ein eigenes Bad mit WC, welcher Luxus.

Die Sprache

Seit Wochen sind wir Analphabeten. Nicht mal Zahlen können wir lesen. Das Klo auf der Autobahn finden wir nur, wenn entweder ein Piktogramm oder lateinische Buchstaben darauf hinweisen. Oft reicht es allerdings, wenn wir „der Nase nachgehen“. Bitte und Danke können wir mittlerweile sagen, ein Bier/Wasser/Tee können wir bestellen, auch wenn’s manchmal mehrmals wiederholt werden muss, weil wir mal wieder falsch betont haben. Auf die Frage woher wir kämen, kam als Antwort auch schon mal „Süßkartoffel“ raus statt Deutschland (Digua statt Deguo). Das Gelächter ist dann immer gewaltig, die meisten Chinesen sind nämlich freundlich und lachen gerne, oft und laut. Und schon wären wir bei den

Menschen

Die Chinesen gibt es selbstverständlich ebenso wenig wie die Deutschen oder die Europäer. Aber ein paar Eigenheiten sind uns schon aufgefallen: Laut sind sie, die Chinesen - und zwar querbeet durch alle Rassen und Provinzen (ob Turk­völker/Mongolen/Hanchinesen). Oft hören wir, wie zwei sich anbrüllen, als ob sie demnächst aufeinander losgehen wollten. Dem ist nicht so, die plaudern nur miteinander! Den Mao-Einheits-Look sieht man nur noch höchst selten (an alten Männern). Bunt ist die Kleidung und sehr modisch. Dass es offenbar auch modisch ist, abends im Schlafanzug mit Frau und Kindern spazieren zu gehen, hat uns nur zu Beginn etwas erstaunt. Im großen Ganzen sind die Chinesen aber schlanker als wir Europäer und wesentlich schlanker als der Großteil der Amerikaner. Ein gewisses Machotum kann man den Männern allerdings auch nicht absprechen: Es kann durchaus vorkommen, dass ein paar Chinesen „Ellbogen voran“ in einen Lift/Ein- oder Ausgang drängeln und die davor wartenden Damen einfach wegdrücken. Ein ganz beliebtes Hobby der Chinesen ist Singen, Karaoke-Singen. Wo immer eine chinesische Feier ansteht, wird Karaoke gesungen. Linus und Che (unsere Reiseleiter in China) haben uns natürlich auch in eine Karaokebar begleitet. Dort mieteten sie für uns ein „Séparée“, das ist ein Raum mit Sofas (meist an drei Wänden entlang) und einem  Riesenbildschirm an der zweiten Längswand. Mittels einer „Spielkonsole“ wird dann die Begleitmusik mehr oder weniger berühmter Lieder/Schlager/Songs projiziert. Die Melodie samt Text muss dann ein Teilnehmer der Runde beisteuern. Zu unserer großen Gaudi haben Linus und Che chinesische Schlager gesungen. Die auch uns bekannten englischen Melodien haben wir dann lauthals mitgesungen. Fazit: Wer nie in einer Karaoke-Bar war, war nicht in China. Das muss man einfach erlebt haben! In die Séparées werden von Geschäftsherren auch sangeskundige junge Damen engagiert, die – je nach Preislage – auch für weitergehende Dienstleistungen buchbar sind. Natürlich gibt es auch „öffentliche“ Karaoke-Säle, die werden hauptsächlich von jungen Leuten besucht und sind sehr, sehr, sehr laut und sehr beliebt, denn da können die Jugendlichen nicht nur nach Lust und Laune singen bis grölen, es gibt da auch wunderbar dunkle Sofaecken zum schmusen. Die skurrilste Bar (mit guter Livemusik, kein Karaoke) haben wir gestern Nacht in Wuhan besucht: eine ehemalige Kirche, die im nachempfundenen „sakralen“ Stil – mit viel Gold und Glimmer – eingerichtet ist. Die Getränkekarte kommt in Form eines Kreuzes daher, bei uns undenkbar, im buddhistischen, konfuzianischen, atheistischen China aber absolut kein Problem.

Die Straßen

Die Autobahnen Chinas sind meist gut bis sehr gut, das Autobahnnetz ist – wie so vieles in China – gigantisch. Nebenstraßen oder Baustellen sind oft schlecht und gleichen Bachbetten. Alle Straßen, ob in Städten, Dörfern, auf Haupt- oder Nebenstraßen werden fast ausschließlich von Frauen geputzt. Auch auf Autobahnen haben wir bis jetzt nur menschliche (vorwiegend weibliche) „Kehrmaschinen“ getroffen. Da kann man auf Autobahnen doch tatsächlich Kleingruppen von zwei bis drei Frauen sehen, die mit Besen und Schaufel und einem kleinen Wägelchen für den zusammengekehrten Dreck, putzend über die Autobahn „wandern“. Uns stockte der Atem beim Anblick dieser Menschen bei ihrer lebensgefährlichen Arbeit. Nebst Besen und Schaufel sind die Frauen mit dicken Arbeitshandschuhen, einer orangefarbenen Jacke, einem Hut und dickem Mundschutz ausgerüstet. Verkehrsregeln gibt es selbstverständlich auch im Reich der Mitte, allerdings scheinen sie eher als „Empfehlung“ zu gelten. Da wird rechts oder links überholt, wie’s gerade passt, man gibt ein Hupzeichen und los geht’s. Auch die Ampeln (in den Städten) werden nur bedingt beachtet, als Fußgänger muss man einfach gleichmäßigen Schrittes die Straßen überqueren, im festen Glauben, dass die Autos einen dann schon durchlassen. Ihr werdet’s kaum glauben, das klappt. Und besser als in Teheran ist es alleweil.

Alles in allem haben wir in den vier Wochen seit unserem Grenzübertritt nach China weit über 5.000 Kilometer zurückgelegt. Wir sind über hohe Berge gefahren, haben Steppen und Wüsten durchquert, haben wunderbar fruchtbare, grüne Täler und Ebenen gesehen, den gelben Fluss und den Yangze durch Schluchten begleitet, haben Millionenstädte und kleine Dörfer kennengelernt und doch nur einen winzig kleinen Teil dieses riesigen Landes (buchstäblich) erfahren. Unfassbar!

Die Hotels, zum Letzten

Wer zählt die Zimmer, nennt die Namen aller Hotels, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben? Oft erinnern wir uns nur noch an ganz spezielle Details. Zum Beispiel an unsere Kollegin, die verzweifelt ihr Zimmer sucht und von einem hilfreichen Geist erfahren muss, dass sie im falschen Hotel sei. Das war sie natürlich nicht, sie hatte „nur“ den Umschlag der Zimmerschlüssel-Karte des „gestrigen“ Hotels in der Hand und diese Zimmernummer gab’s halt nicht in diesem Haus. Oder: Eine Reisegenossin erlebt nach dem ersten Gang aufs WC, dass das Spülwasser nicht in den Spülkasten nachläuft, sondern von der Decke regnet (sie konnte das Zimmer wechseln). Die Raucherin, die ein „Nichtraucherzimmer“ erhält und um Verlegung in ein Raucherzimmer bittet und statt dessen einen Aschenbecher geliefert bekommt, mit der Aufforderung nur ruhig zu rauchen, wird jenes Hotel nicht so schnell vergessen. In China wird sehr viel geraucht (die Schachtel Zigaretten kostet meist weniger als einen Euro) und dass jemand ein Nichtraucherzimmer möchte, stößt weitgehend auf Unverständnis. Legionen von Brandlöchern auf Hotelzimmerteppichen bezeugen dies. Chinesische Hotelgäste scheinen in den Zimmern auch oft zu essen und zu trinken, auch das ist auf den Teppichen ablesbar. Aber keine Angst, niemand muss barfuß gehen und sich einen Fußpilz angeln: In jedem Hotelzimmer liegen Wegwerffinkli (= Einweg-Hausschuhe) bereit. Dass nicht alles, was in den Badezimmern steht – neben den üblichen Duschgels und Shampoos – gratis ist, musste ein Paar schmerzlich erfahren, das ein zum Kauf (in Chinesisch) angebotenes, in ein Döschen verpacktes Reisehandtuch, eingesteckt hat. Sie wurden – schon im Bus sitzend – zur Kasse gebeten. Auch die „Schlüssel“-Karten müssen zurück gegeben werden. Wer sie als Souvenir mitlaufen lässt oder sie verliert, bekommt die Rechnung serviert.

Das Essen

Dass die chinesische Küche nicht nur weltberühmt, sondern auch sehr bekömmlich ist, haben wir in den letzten Wochen lustvoll am eigenen Leib erfahren. Das Essen mit den Stäbchen haben wir – nach den erwarteten Anfangsschwierigkeiten – „voll im Griff“. Wir angeln die Bissen vom Drehteller (fast) wie echte Chinesen und wagen uns auch an 1.000jährigen Eier und Frösche (beides schmeckt viel besser als es tönt). Je nach Provinz essen wir scharf oder noch schärfer, wirklich mild sind nur wenige Gerichte. Unsere Mägen haben sich an die neue Kost gewöhnt und nur noch selten (bis nie) denken wir an ein schönes Stück Brot mit Käse oder Wurst.

Die Reiseleiter

Dass wir China (und alle vorangehenden Länder) so genießen konnten und noch ein paar Tage können, verdanken wir unseren lokalen Reiseleitern. Seit wir in China sind begleitet uns Che, ein fröhlicher, junger Chinese, der in Basel Deutsch gelernt hat. Er sorgt dafür, dass wir in guten Lokalen hervorragend bekocht werden. Er bringt uns China und die Chinesen näher. Als Übersetzer ist er schlicht unentbehrlich. Er singt uns chinesische Lieder vor (nicht nur in Karaoke-Lokalen, auch im Bus), erzählt chinesische Geschichten und Anekdoten, wir haben ihn ins Herz geschlossen. Bis Chongqing war Linus Schlüter, ein Sinologe, der Chinesisch spricht, unser deutscher Reisebegleiter. Linus hat uns Hintergründe und Zusammenhänge in der langen chinesischen Geschichte und Kultur aufgezeigt und verstehen gelehrt. Halbe Nächte lang haben wir (ein paar Nachteulen) auf „Zimmerpartys“ mit ihm diskutiert und ihm „Löcher in den Bauch“ gefragt über die chinesische Kultur. Er hat uns durch Gräber, Grotten, Städte, Tempel, Pagoden und und und geführt. Er ist mit uns über Bergwiesen gewandert und mit den Wandervögeln auf Berge geklettert. Kurz: Er hat uns China nahe gebracht. Wir ließen ihn nur ungern ziehen.

Sein Nachfolger, Volker Häring, auch er Sinologe, auch er beherrscht die chinesische Sprache, ist ein profunder Kenner des Yangzi (so die offizielle Umschrift des Yangtse, Yangze etc.), er ist der Chef von „China by Bike“, Organisator der Radreise von Athen nach Peking im Jahr 2008. Er bringt uns diesen Teil Chinas (von Chongqin bis Shanghai) nahe. Auch er mit viel Liebe zum Detail, vielen Erläuterungen und viel Verständnis für dieses große Land. Er sieht die Vor- und Nachteile dieses Projektes und erläutert sie uns auch. Ich sehe dieses ganze Staudamm-Projekt jetzt mit ganz anderen Augen als vor dieser Reise, als ich nur die eher „reißerischen“ Berichte (und Kritiken) erfahren habe. Der Staudamm war dann für mich übrigens eher etwas enttäuschend: Ich hatte mir den viel größer vorgestellt, der Grimsel-Staudamm kommt mir imposanter vor. Die Schleusen hingegen, die waren rassig. Fünf Staustufen, direkt hintereinander geschaltet, jede um die 20 Meter hoch. Volker ist der (Co-)Autor des Buches „Flusskreuzfahrten auf dem Yangzi“. Sollte jemand von Euch Boglesern eine Reise an und auf dem Yangzi planen, unbedingt vorher (und während der Reise) lesen!

Zu guter Letzt

Morgen Dienstag werden wir uns Nanjing ansehen und genießen und am Mittwoch werden wir unser Ziel Shanghai erreichen. Unser treuer roter Avantibus wird dann etwa 18.000 Kilometer mehr auf dem Tacho haben. Zusammen mit fünf anderen Shanghaianern werde ich Beijing sehen – unser Che wird uns durch seine Heimatstadt führen. Zu viert geht’s dann mit der Transsib nach Ulan Bator, Irkuzk, Moskau und via Warschau zurück nach Deutschland und der Schweiz.

Wenn’s technisch und zeitlich möglich ist, melde ich mich vom langen Heimweg.

Für heute bedanke ich mich bei Ihnen und Ihnen und Dir und sage auf Wiederlesen, tschüss und zàijiàn

Heidi Bisang

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21Jun/10Off

Nachtigall, ick hör‘ dir trapsen…

Nachtigall, ick hör dir trapsen, das  ferrarirote Wohnzimer rollt  bald in Shanghai ein und es ist daher Zeit für diesen  Beitrag. 

Zunächst einmal möchte ich all meinen Mitreisenden  höchstes Lob aussprechen für ihre Beiträge im Blog. Dem ist nichts hinzuzufügen, nur eben mein eigener „Traum der Nachtigall“.

Mein Koffer für die Reise war im letzten Augenblick deutlich schwerer geworden, als ich ihn noch am 13. April gepackt hatte. Wäre es nur nach China gegangen, so wäre ich  mit ca. 13 Kilo aufgebrochen.

So las ich jedoch (allerdings nicht in den Unterlagen von Avanti), dass für die moslemischen  Länder (also alle außer Italien und Griechenland) Langärmeliges  und insbesondere für den Iran Schickes und Modernes unbedingt von Nöten sei, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Temperaturen, die man während des Reiseverlaufes zwischen Freiburg und Almaty im April und Mai auf verschiedenen Niveaus über dem Meeresspiegel zu gewärtigen habe.  Also rüstete ich am Vorabend der Abreise noch um sage und schreibe gute sieben Kilo auf und hatte damit schon bei Abreise mein Flugrückreisegepäckgewicht erreicht. Zumindest rein rechnerisch verbot sich damit der Kauf von Mitbringseln.

Ein unmögliches Unterfangen !

Bis Isfahan siegte die Kaufverweigerung über die Kauflust, aber dann dort im Basar fing es mit einer wunderschönen blau bedruckten Tischdecke an. War es Zufall oder eine Vorsehung? Am Morgen nach dem Kauf begrüßte mich Ina Jander  besonders aufmerksam und freundlich zum Frühstück und fragte, wie ich geschlafen hätte. Schon die ganze Reise hatte ich davon geträumt, alles Verzichtbare nicht von Almaty ( Ort meines Abfluges am 23. Mai) aus mit nach Deutschland zurückzutransportieren, sondern bis zur Rückkunft des  Busses am 23. Juli im voluminösen Bauch desselben  zu belassen, was jedoch leider schon auf dem europäischen Teil der Route von Hans-Peter für alle durchs Mikrofon abgelehnt worden war. Obwohl ich diese Ablehnung vom Scheff  akzkeptiert hatte und auch nachvollziehen konnte, saß mir in diesem Augenblick der Schalk im Nacken und daher beantwortete ich Inas Frage  folgendermaßen: „Ich hatte einen wunderbaren Traum. Frau Jander  erschien mir  und rief mir liebevoll zu, ich dürfe ein  Täschchen packen und  darin alles verstauen, was ich zwischen dem 23. Mai  und dem 23. Juli  nicht bräuchte.“ Dabei schaute ich sie mit den schmachtendsten Augen an, derer ich fähig bin. Ihre Nichtreaktion ließ mich innerlich erschauern.

Da man bei Nichtreaktion jedoch nicht sicher sein kann, ob das Gegenüber einen überhaupt gehört hat, fragte ich untertänigst  nach, was von ihr huldvoll mit „Ick hab die Nachtigall schon mit Skistiefeln trapsen hören.“ beantwortet wurde. Welch niederschmetternd abschlägiger Bescheid  für eine von ihrem schweren Gepäck geplagte Nachtigall! Da die Nachtigall jedoch Gefallen an dem  Tanz (und weiterer Bewegung) mit den Skistiefeln gefunden hatte, legte sie nun nach jedem neuerlichen Kauf eine neue flotte Sohle aufs Kommunikationsparkett mit Ina Jander. Erfolglos - bis fast zuletzt. Erst in Bishkek, kurz vor  Abflug der Nachtigall, bot sie an, die erwähnte Tischdecke in ihr eigenes Gepäck einzuarbeiten. Zu spät. Die Nachtigall hatte  durch Klimmzüge  mit den Skistiefeln an ihren Füßen ihre Oberkörpermuskulatur so gestärkt, dass sie ihren eigenen Koffer problemlos nach Hause transportieren konnte.

Und da liegt die Tischdecke nun und schaut wunderschön aus.

Und die Nachtigall zwitschert ein Hohelied auf Ina Jander, Hans-Peter Christoph, Stefan Reif,  Wolfram Goslich und Toli Reklin für deren Begleitung, Lenkung und Beruhigung bei ihrer Erkundung  der  Lüfte und des Bodens zwischen Freiburg und Almaty.

 Magdalena Heuer-Lenarz 

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